Tja, heute bin ich wohl mal wieder um eine Erfahrung reicher. Mehr auf richtiges Wettkampfessen achten.... Aber dazu später mehr….
Ich fang mal von vorne an. Geschlafen habe ich eher unruhig, nur 7,5 Stunden, lag ab 5 Uhr wach im Bett. Aufgestanden bin ich dann um 6:30, geduscht, gefrühstückt und die letzten Sachen zusammengepackt. Nach den zwei hellen Brötchen verspürte ich leichte Schmerzen in der Magengegend, die Aufregung, dachte ich….Mit der Bahn ging es um 8:20 Uhr nach Frankfurt rein, die Startunterlagen hatte ich bereits freitags abgeholt. So bin ich also direkt zur Festhalle gelaufen, habe meinen Kleiderbeutel abgegeben und bin um 9:00 Uhr zu den Toiletten gegangen. Wie immer war dieser Punkt schlecht organisiert, nur 3 Toiletten für ca. 60 Läufer, die in der Schlange standen. Um 9:35 Uhr bin ich schnell runter zum Warmlaufen, ein bisschen Dehnen und den letzten Schluck Wasser. 9:50 Uhr – Zeit, zum Start zu gehen, es sollte der Skodablock sein.
PENG!
Meine Renntaktik war es, erstmal einen vorsichtigen Schnitt von 5:25 min/km anzugehen, wenn es gut läuft ab ca. 21 km Tempo erhöhen. Also lief ich erstmal vorsichtig los, km 1 in 5:27 min., gut angelaufen! Aber ich merkte sofort, dass sich mein Magen schon wieder meldete, nachdem er morgens schon gezwickt hatte. Ist nur die Aufregung, dachte ich mir. Km 2 in 5:12 min, ups, etwas Tempo raus nehmen! Bis km 5 lief ich konstant meine 5:27 min/km Pace durch. Am ersten Verpflegungstand war sehr viel Gedrängel aber ich konnte mir einen Becher Wasser ergattern ohne Zeit zu verlieren. Meinem Magen gings es aber immer noch nicht besser, die Schmerzen wurden eher stärker. Bei km 7,5 das erste Gel, hoffentlich verträgt das mein Magen…Weiter bis km 10 (54:15 min) in gleichmäßigem Tempo unterwegs, stand bei km 12 ein Kumpel von mir mit einer Wasserflasche. Dann ging’s über den Main auf die andre Seite Frankfurts. Mein Magen tut immer noch weh, ich bekomme langsam Schiss, dass das Ganze unglücklich enden könnte, denn ich merkte schon jetzt, dass es schwerer wurde mein Tempo zu halten. Das kann doch nicht sein, den HM bin ich in 1:38 std mit ner 4:40 min/km Pace gelaufen und jetz machst du schon bei km 15 mit Tempo 5:27 min/km schlapp? Irgendwas stimmt nicht! Km 19: Meine Mutter reicht mir den zweiten Gürtel und ein Elektrolytgetränk. Ich trinke vorsichtig, schmeiße die Flasche aber schon nach wenigen Schlücken weg, da ich meinem Magen nicht noch mehr zumuten wollte. HM in 1:54:31 std, läuft noch gut, vorrausgesetzt ich halte mein Tempo bis ins Ziel. Ich verabschiedete mich aber schon hier von meiner 3:45 std-Zielzeit, da ich merkte, dass eine Temposteigerung unmöglich sein würde. Mein Magen tat immer mehr weh, mir wurde schon leicht schlecht. Bis Km 25 kann ich mein Tempo einigermaßen halten, doch dann der Einbruch: Erste Gehpause! SCHEISSE denke ich mir. Das wird nicht gut enden. Nach ca. 100 m lief ich wieder an, aber ich konnte nicht mal mehr ein 6er Schnitt laufen, immer wieder Gehpausen….. Km 26 in 5:58, 27 in 6:48, 28 in 6:08. Bei km 30 sah ich meinen Vater und kläre ihn auf was los ist. Mittlerweile konnte ich nicht mal mehr Wasser oder Bananen an den Verpflegungsstationen zu mir nehmen, ich würde kotzen!!! Ich war in diesem Moment kurz davor, mir den Finger in den Hals zu stecken, aber ich konnte mich nicht überwinden. Auch von meiner 3:59 std-Zielzeit verabschiedete ich mich nun, denn dafür müsste ich nun einen konstanten 6er Schnitt laufen – UNMÖGLICH! Ab km 32 muss ich sogar Stehpausen einbauen, da die Schmerzen in der Bauchgegend mittlerweile in den Rücken zogen und ein schmerzfreies gerades Gehen unmöglich machten. EIN DRAMA, WARUM GERADE ICH? Meine Kilometerzeiten gingen mittlerweile Richtung 8 Minuten.
Ich wollte nur noch durchhalten und ankommen, egal wie, egal in welcher Zeit….. Aber es wurde immer schlimmer mit den Scherzen, immer längere Geh- und Stehpausen legte ich ein, mein km-Schnitt war ab km 37 über 10 min. Bei allem Ergeiz der mich schon immer auszeichnete, mehr ging einfach nicht… Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn der Kopf will, aber der Körper streikt. Meinen Beinen ging es auch eigentlich relativ gut, aber der Magen machte einfach nicht mit. Inzwischen bekam ich auch Probleme mit dem Kreislauf, da ich schon seit ein paar km nichts mehr getrunken oder gegessen hatte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie übel das alles noch enden könnte. DURCHHALTEN!
Immer wieder werde ich vom Streckenrand angefeuert, aber ich konnte einfach nicht joggen. Ich muss mit den Tränen ringen. Reiß dich zusammen, bring das Ding durch und versuch den Zieleinlauf zu genießen, auch wenn heute einfach nichts geklappt hat. Km 39 und 40 gehe ich komplett. Die Zeit verging wie in Zeitlupe, gefühlte Ewigkeiten dauerte es von einem km-Schild zum nächsten. Bei km 41 werde ich noch mal angefeuert, ich zwinge mich, den letzten km zu joggen, biege in die Festhalle ein….Aber dieses Jahr war der Zieleinlauf einfach nicht so schön wie letztes Jahr. Zu enttäuschend war der Rennverlauf 4:44:42 std…….. Im Ziel angekommen bin ich gar nicht so kaputt, nur sitzen möchte ich, essen und trinken kann ich gar nichts. Ich hole mir meine Medaille und mache mich direkt aus dem Zielbereich raus. Nach der Dusche noch schnell in den Massagebereich, bin ich dann um 18:00 Uhr mit der Bahn nach Hause. Später war ich doch ein bisschen stolz auf mich, dass ich das noch irgendwie durchgestanden habe……..
